Lektion II
Lernzeit: 2 Wochen
Inhalte:
1. Die drei Höhengrade der Richtungszeichen bei Gewichtsübertragungen/Schritten (Abbildungen 1 – 3, Beispiele 1 – 5 und weitere, Leseübungen ab 1)
2. Das Schreiben von Bewegungen unterschiedlicher Zeitdauer (Abbildung 4, Beispiele 6 – 10 und weitere, Leseübungen ab 2)
3. Die geteilten Richtungszeichen (Beispiele 11, 12, 15, Leseübung 7)
4. Die Umwertung der Zeitdauer (Abbildung 5, Beispiele 13 – 16, Leseübungen 11, 13, 14)
5. Die gewinkelte Klammer, die Positionsschreibweise und die Bewegungsschreibweise (Abbildung 6, Beispiele 17, 18, Leseübungen 15 – 17)
1. Die drei Höhengrade der Richtungszeichen bei Gewichtsübertragungen/Schritten
Grundsätzlich werden in der Kinetographie bei den Richtungszeichen drei Höhengrade zur Kennzeichnung der dritten Dimension unterschieden: 1. Ist das Richtungszeichen schwarz ausgemalt bedeutet dies „tief“, 2. Mit einem Punkt in der Mitte des Richtungszeichens bedeutet es „mittelhoch“. 3. Wenn das Richtungszeichen schraffiert ist (von rechtsoben nach linksunten), bedeutet es „hoch“.
Stehen diese Richtungszeichen aus den Abbildungen 1, 2 und 3 in der Übertragungsspalte, haben sie folgende konkrete Bedeutungen: Abbildung 1: Das Bein ist leicht im Knie gebeugt, der Fuß steht auf der ganzen Sohle. Abbildung 2: Das Bein steht mit normal gestrecktem Bein, der Fuß steht auf der ganzen Sohle. Abbildung 3: Das Bein steht mit normal gestrecktem Bein, der Fuß steht auf dem Ballen.
(Weitere Differenzierungen der Kniebeugung siehe Lektion VI, weitere Differenzierungen der belasteten Fußsohlenteile siehe Lektion VII.)
Beispiel 1: Dauer: ein 4/4 Takt, Ausgangsposition I. Position, normal gestreckte Knie, beide Füße stehen mit ganzen Sohlen auf dem Boden. Im 1. Viertel werden die Knie leicht gebeugt, im 2. Viertel werden die Knie wieder gestreckt, im 3. Viertel wird das Gewicht auf die Ballen verlagert, die Fersen werden vom Boden abgehoben, im 4. Viertel werden die Fersen wieder abgesenkt bis die ganzen Sohlen wieder Gewicht tragen.
Beispiel 2: Dauer: ein 2/4 Takt, Ausgangsposition: II. Position, Beine sind leicht gebeugt. Im 1. Viertel werden die Beine gestreckt und die Fersen heben sich vom Boden, die Ballen tragen Gewicht, im 2. Viertel werden die Fersen wieder abgesenkt, die ganzen Sohlen tragen Gewicht, die Beine werden leicht in den Knien gebeugt.
Merke: Alle Bewegungsphasen in den Beispielen 1 und 2 sind Standbeinbewegungen, bei denen sich die Höhengrade ändern aber die Fußpositionen gleich bleiben. Deshalb werden die Fußpositionen wiederholt – mit jeweils veränderten Höhengraden.
Die Höhengrade bei Standbeinen haben also jeweils zwei Aspekte: die Kniebewegung (beugen bzw. strecken) und die Belastung durch das Körpergewicht auf dem Fuß bzw. Fußteil mit Fersenanhebung. Bei aufeinander folgenden benachbarten Höhengraden ändert sich nur ein Aspekt, also vom tiefen zum mittelhohen und vom mittleren zum hohen Höhengrad bzw. umgekehrt (siehe Beispiel 1). Beim Übergang zu nicht benachbarten Höhengraden also vom tiefen zum hohen Höhengrad bzw. umgekehrt, ändern sich beide Aspekte. Diese beiden Aspekte sollen sich simultan verändern (siehe Beispiel 2).
Beispiel 11 ist ähnlich dem Beispiel 2 mit einem wesentlichen Unterschied: Im 1. Achtel wird das Stecken der Beine angezeigt, im 2. Achtel das Heben der Fersen und die Verlagerung des Körpergewichtes auf die Ballen. Im dritten Achtel werden die Fersen wieder abgesenkt und die ganzen Fußsohlen belastet bevor dann im 4. Achtel die beiden Beine wieder in den Knien etwas gebeugt werden. Dies kann mit geteilten Richtungszeichen notiert werden oder auch so wie in den Beispielen 20 und 21 mit jeweils unterschiedlich langen Richtungszeichen.
Merke: Nach meiner Erfahrung weicht die alltägliche Bewegungsausführung in Beispielen 2 und 22 von dieser völligen Gleichzeitigkeit beider Aspekte Beugung/Streckung und Gewichtsverlagerung auf die ganze bzw. halbe Sohle (Ballen) ab. Dies ist leichter bei langsamen als bei schnellen Bewegungen zu beobachten. Man beginnt mit einem Aspekt, (in Beispiel 2 beginne ich im 1. Viertel aus dem plié kommend mit dem Strecken der Beine bevor ich mit der Gewichtsverlagerung auf die Ballen und dem Heben der Fersen dann die Bewegung fortsetze und damit ende) dann gibt es einen Bereich der gegenseitigen Überlappung/Simultanität beider Aspekte und am Ende ändert sich dann allein der zweite Aspekt. Die Simultanität der Veränderung beider Bewegungsaspekte braucht also eine besondere Aufmerksamkeit.
Beispiel 3: Dauer: ein 2/4 Takt, Ausgangsposition: I. Position
1. Viertel: rechtes Bein Schritt vor auf den Ballen, 2. Viertel: linkes Bein Schritt an den Platz neben das rechte Bein, dabei Knie beugen.
Merke: Zur Vereinfachung der verbalen Beschreibung von aufeinander folgenden Schritten mit unterschiedlichen Höhengraden wie auch in Beispiel 3: Einen Schritt mit dem Grad „hoch“ wie im 1. Viertel beschreibt man als „Schritt auf den Ballen“ bzw. landläufig auch „Schritt auf die Zehenspitze“, den Fakt des normal gestreckten Knies nimmt man dabei als gewusst/selbstverständlich an. Einen Schritt mit dem Grad „tief“ beschreibt man als „Schritt mit gebeugtem Knie“, den Fakt der ganzen Sohle nimmt man dabei auch wieder als gewusst/selbstverständlich an. Ein Schritt mit dem Grad „mittelhoch“ wird vereinfacht nur als „Schritt“ bezeichnet, auch wenn ich davor und danach andere Höhengrade bei den Schritten habe. Der Grad „mittelhoch“ ist dabei gewusst, weil kein anderer Grad angegeben ist, denn bei beiden anderen Höhengraden muss der jeweilige Höhengrad gesondert angegeben werden. Dabei wird auch das normal gestreckte Knie und das Aufsetzen auf der ganzen Sohle als gewusst/selbstverständlich angenommen.
Merke: So wie am Ende des Schrittes das gesamte Gewicht auf dem neuen Standbein angekommen ist, ist man auch am Ende beim neuen Höhengrad angekommen. In Beispiel 3 betrachtet man es als gewusst, dass man schon in der einleitenden Beingeste und beim Aufsetzen mit einem schrägen nach oben führenden Weg des Schwerpunktes beginnt. Man beginnt dafür schon mit einem leichten Heben der Ferse des linken Beines, was sich im Aufsetzen des Ballens des rechten aktiven Beines fortsetzt. Im 2. Viertel beginne ich zuerst den linken Fuß auf dem Ballen aufzusetzen bevor ich dann die ganze Sohle absetze und das linke Knie beuge. Am Ende der Übertragung auf das linke Bein ist das rechte Bein ganz entlastet, vom Boden gelöst und auch leicht gebeugt. (Wenn die Bewegung hier weiterginge, wäre dann das rechte Bein auf dem Weg der einleitenden Beingeste zu seinem neuen angegebenen Ort.)
Beispiel 4: Dauer: ein 4/4 Takt, Ausgangsposition I. Position
1. Viertel: linkes Bein Schritt links-vor , 2. Viertel: auf dem linken Bein bleibend das Knie beugen, 3. Viertel: rechtes Bein Schritt rechts-rück mit Kniebeuge, 4. Viertel: auf dem rechten Bein bleibend Knie strecken.
Merke: Am Ende eines Schrittes, am Ende der Gewichtsübertragung ist der alte Zielort der neue „Platz“. Dort, wo meine Schwerpunktlinie in den Boden trifft ist der Ausgangspunkt für die Orientierung des neuen Schrittes. Da im 2. und im 4. Viertel eine Standbeinbewegung nur in der Veränderung des Höhengrades am Platz geschieht, wird das „Platzzeichen“ geschrieben.
Beispiel 5: Dauer: ein 4/4 Takt, Ausgangsposition I. Position
1. Viertel: rechtes Bein Schritt nach rechts mit Kniebeuge, 2. Viertel: rechtes Bein am Platz Knie strecken und linkes Bein schließt neben das rechte Bein in die I. Position, 3. Viertel: linkes Bein Schritt nach links-rück mit Kniebeuge, 4. Viertel: linkes Bein am Platz das Knie strecken und auf den Ballen heben und rechtes Bein schließt zur I. Position neben das linke Bein auf dem Ballen.
Merke: Im 2. Und 4. Viertel geschehen simultan zwei unterschiedliche Bewegungsformen, jeweils eine Standbeinbewegung am Platz mit Höhengradveränderung und ein Schritt des anderen Beines an das Standbein heran, ein „Schließen“ in eine geschlossene Position hinein. Beide Beine haben dann in der Position natürlich denselben Höhengrad und tragen beide gleich viel Gewicht.
Merke, dass ein Richtungszeichen in der Übertragungsspalte ein Schritt oder eine Standbeinbewegung bedeuten soll. Für das Verstehen und die Unterscheidung ist es wichtig, auf den Bewegungszusammenhang zu schauen, d.h. auf die zuvor geschriebene Bewegung für das jeweilige Bein bzw. den entsprechenden Körperteil und die danach folgende Bewegung.
Beispiele
2. Das Schreiben von Bewegungen unterschiedlicher Zeitdauer
Die Zeitdauer einer Bewegung wird durch die Länge des Richtungszeichens ausgedrückt. Die gängige Praxis beim Nutzen von kleinkariertem Kästchenpapier ist die Länge von zwei Kästchen für eine Viertelnote wie in Abbildung 5a. In Abbildung 5b wird die Länge von vier Kästchen einer Halbennote gleichgesetzt, (also der Verdoppelung der Kästchen/Zeichenlänge entspricht der Verdoppelung der Notenwerte). In Abbildung 5c entspricht ein Kästchen einer Achtelnote und in Abbildung 5d ein halbes Kästchen einer Sechzehntelnote (also die Halbierung der Kästchen/Zeichenlänge entspricht der Halbierung der Notenwerte.)
Die Dreiteilung bei einer Triole zeigen die Abbildungen 6a – c.
Abbildung 6a zeigt eine Vierteltriole, die Aufteilung von zwei Vierteln in drei Zeiten/Zeichenlängen von Bewegungen.
Achtung: auch hier lesen wir von unten nach oben!!
Abbildung 6b zeigt eine Vierteltriole, die Aufteilung in eine Bewegung über das erste Triolenviertel und eine Bewegung über das noch verbleibende zweite und dritte Triolenviertel.
Abbildung 6c zeigt eine Vierteltriole, die Aufteilung in eine Bewegung über das erste und zweite Triolenviertel und anschließend eine Bewegung über das noch verbleibende dritte Triolenviertel.
Abbildungen
Beispiel 6: Dauer: drei 2/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, zwei Viertel: 2 Schritte vorwärts rechts begonnen, 2. Takt, vier Achtel: 4 Schritte vorwärts (hier darauf achten, dass die Schritte auf Grund des doppelten Tempos nicht unbewusst kleiner ausgeführt werden!), 3. Takt, Acht Sechzehntel: 8 Schritte am Platz auf dem Ballen. (Schritte im ersten Takt jeweils auf ein Viertel, im zweiten Takt auf ein Achtel und im dritten Takt auf ein Sechzehntel. Jeder Takt beginnt mit einem Schritt des rechten Beines.)
Beispiel 7: Dauer: Zwei 2/4 Takte, jedes Viertel (bzw. zwei Achtel) wird in eine Triole aufgeteilt, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, im 1. Viertel werden drei Schritte auf die Triole ausgeführt: 1. Schritt mit dem rechten Bein nach rechts auf den Ballen, 2. Schritt mit dem linken Bein an den Platz auf den Ballen, 3. Schritt mit dem rechten Bein nach rechts auf den Ballen, 2. Viertel: 1. Triolenachtel: Schritt mit dem linken Bein nach links auf den Ballen, 2. und 3. Triolenachtel: Schritt mit dem rechten Bein an den Platz mit Kniebeuge, 2. Takt, 1. Viertel, 1. und 2. Triolenachtel: linkes Bein rück mit Kniebeuge, 3. Triolenachtel: rechtes Bein Schritt an den Platz neben das linke Bein auf den Ballen, 2. Viertel,1. Triolenachtel: linkes Bein Schritt vor auf den Ballen, 2. und 3. Triolenachtel: beugen des linken Beines und auf ganze Sohle senken und gleichzeitig Schritt mit dem rechten Bein an den Platz mit Kniebeuge und auf ganze Sohle in die I. Position (beide Beine gleichmäßig belastet).
Beispiel 8: Dauer: drei 2/4 Takte, jeder Takt ist in eine Triole eingeteilt, Ausgangsposition: I. Position
Takt 1: drei Schritte vor mit dem rechten Bein begonnen, über je ein Triolenviertel, Takt 2, 1. und 2. Triolenviertel: linkes Bein Schritt vor mit Kniebeuge, 3.Triolenviertel: rechtes Bein Schritt vor auf den Ballen, Takt 3, 1. Triolenviertel: linkes Bein Schritt nach links auf den Ballen, 2. und 3. Triolenviertel: rechtes Bein Schritt nach rechts mit Kniebeuge.
Beispiel 9:Dauer: ein 4/4 Takt, Ausgangsposition: I. Position
1. und 2. Viertel: rechtes Bein Schritt nach rechts mit Kniebeuge, 3. Viertel: strecken des rechten Beines und heben auf den Ballen und linkes Bein Schritt an den Platz heransetzen neben das rechte Bein in die I. Position auf den Ballen, 4. Viertel: linkes Bein Schritt vor ganze Sohle, normal gestreckt.
Merke: Beim Ablesen vom Kinetogramm ist darauf zu achten, dass man die angegebene Zeitdauer voll ausnutzt, vom Beginn bis zum Ende (in Beispiel 9 des zweiten Viertels) die Bewegung fließen lässt – hier über alle Stufen der Teilbe- und Entlastung der Füße – und den häufigen Fehler vermeidet, die Bewegung schneller auszuführen und danach eine Pause zu machen, obwohl sie nicht geschrieben steht.
Beispiel 10: Dauer: zwei 4/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, 1.Viertel: linkes Bein Schritt rechts-vor mit Kniebeuge, 2. Viertel: rechtes Bein Schritt nach rechts auf den Ballen, 3. Viertel: linkes Bein Schritt rechts-rück mit Kniebeuge, am Anfang des 4. Viertel (ein punktiertes Achtel): rechtes Bein Schritt nach rechts auf den Ballen, am Ende des 4. Viertels (ein Sechzehntel): linkes Bein Schritt nach links auf den Ballen, 2. Takt: symmetrische Wiederholung von Takt 1.
Merke: Beim Ablesen und Vortanzen von Schritt- und Sprungvorgängen, die verschiedene Zeitlängen beinhalten, ist neben dem selbstverständlichen Beachten der Zeichenlänge der jeweiligen Bewegung auf den Kontext zur nachfolgenden Bewegung zu achten, also nach welcher Zeit die nächste Bewegung/das nächste Zeichen beginnt. In Beispiel 10 folgt die 5. Bewegungsphase schon etwas schneller (da die 4. Bewegungsphase nur über ein punktiertes Achtel reicht) und die 6. Bewegungsphase (der Beginn der symmetrischen Wiederholung in Takt 2) folgt der 5. Phase blitzschnell (weil die 5. Bewegungsphase nur ein Sechzehntel beträgt) und dauert dann aber selbst wiederum ein ganzes Viertel.
Beispiele
3. Die geteilten Richtungszeichen
Als geteilte Richtungszeichen bezeichnet man solche Richtungszeichen, die innerhalb eines Richtungszeichens zwei verschiedene Höhengrade beinhalten. Diese Schreibweise wird bei Schritten und bei Standbeinbewegungen (Körpergewicht bleibt auf einem oder beiden Beinen) angewandt, wenn die beiden Höhengrade während der Übertragung in vollständigem Legato folgen.
Wenn man das Beispiel 2 so tanzen soll, dass am Anfang des ersten Vietels erst das Beinstrecken kommt und danach das Heben auf den Ballen und im 2. Viertel erst das Absenken auf die ganze Sohle und danach das Beugen folgt, kann es wie in Beispiel 11 geschrieben werden.
Beispiel 12 a: Dauer: ein Dreivierteltakt, das Richtungszeichen rück über das 1. und 2. Viertel zusammen soll ein geteiltes Richtungszeichen darstellen, bei dem die „Nase“ des Richtungszeichens etwas länger dargestellt werden sollte als in 12b, wo es zwei Richtungszeichen sind: im 1. Viertel rechtes Bein Schritt rück auf den Ballen und danach ein Beugen auf dem rechten Bein. Zwischen beiden Richtungszeichen sollte eine kleine Lücke zur Verdeutlichung gelassen werden (wie auch im Beispiel 4 zwischen dem dritten und vierten Viertel).
Der Bewegungsverlauf des Körpers ist in Beispiel 12a ein Bogen nach hinten über das Heben des Körpers mit aufgesetztem Ballen auf dem rechten Bein und dem Gewicht noch auf beiden Beinen im ersten Viertel, bis hin zur vollständigen Übertragung auf das rechte Bein und dem Beugen im rechten Knie im zweiten Viertel. In Beispiel 12b gibt es einen direkten ungebogenen Weg des Körpers nach rück ansteigend auf den Ballen und im 2. Viertel senkt sich der Körper senkrecht nach unten auf dem rechten Bein, auf dem das Gewicht schon am Ende des ersten Viertels angekommen war. Der Bewegungsverlauf zwischen dem ersten und zweiten Weg ist hier ein spitzer Winkel. (In Lesebeispiel 4 werden jeweils zwischen dem ersten und zweiten sowie zwischen dem dritten und vierten Bewegungsverlauf rechte Winkel gebildet.)
Beispiele
4. Die Umwertung der Zeitdauer
Bisher galt hier im Lehrbuch die Grundannahme, dass die Abstände zwischen den kleinen horizontalen Querstrichen an der Mittellinie jeweils die Länge einer Viertelnote kennzeichnen sollten. Bei der Verwendung von kleinkariertem Kästchenpapier entsprechen landläufig zwei Kästchen der Länge einer Viertelnote wie in Abbildung 5a gezeigt. Diese zeitliche Einteilung der Musik und die musikalische Entsprechung einer bestimmten vertikalen Wegstrecke sollte in jeder Partitur am Anfang angegeben werden.
Zu Beginn eines Taktes kann eine Umwertung der zeitlichen Einteilung angegeben werden (siehe Abbildung 5, Beispiele 13, 14, 15). Diese gilt mindestens für den gesamten Takt bzw. so lange bis eine neue Umwertung geschrieben steht. Sowohl die Länge des vertikalen Striches wie der Notenwert können dabei beliebig variieren und der günstigsten Schreibweise und Lesbarkeit angepasst werden, die durch das Tanztempo und die Komplexität der Bewegung bestimmt werden und häufig dem gemeinsamen Metrum von Tanz und Musik entsprechen. Die Umwertung der Zeitdauer soll links oder rechts vom Liniensystem stehen, außerhalb der Gestenlinie. Die Umwertung der Zeitdauer beginnt zeitgleich mit der Bewegung, die mit dem vertikalen Strich startet, der die Umwertung anzeigt.
Beispiel 13: Der zeitlich umgewertete Takt ist ein 2/4 Takt, nach jedem Achtel ist ein dünner horizontaler Strich gezogen (entspricht zwei kleinkarierte Kästchen), den ersten vier Sechzehntelbewegungen folgen zwei Achtelbewegungen.
Beispiel 14: Weil dieses Motiv aus Triolenbewegungen besteht, hat man hier eine zeitliche Umwertung gewählt, dass drei Kästchen eine halbe Note bedeuten, das gesamte Motiv besteht aus zwei 2/4 Takten, einer halben Triolenbewegung folgt eine Vierteltriolenbewegung pro Takt.
Beispiel 15: Hier bedeutet die Länge von zwei Kästchen eine halbe Note, das Gesamtmotiv läuft hier über zwei 2/2 Takte, der Bewegungsrhythmus ist hier drei halbe Notenbewegungen gefolgt von zwei Bewegungen über je ein Viertel.
Beispiel 16: Hier gibt es in jedem der beiden 2/4 Takte eine Umwertung der Zeitdauer: im ersten Takt bedeutet die Länge von zwei Kästchen eine Achtelnote, im zweiten Takt eine Viertelnote. Das Motiv besteht aus sechs Sechzehntelbewegungen gefolgt von einer Achtelbewegung und zwei Viertelbewegungen.
Beispiele
5. Die gewinkelte Klammer, die Positionsschreibweise und die Bewegungsschreibweise
Bei einer Bewegung aus einer geschlossenen oder offenen Beinposition, in der also erst beide Beine Gewicht tragen, in eine Schrittbewegung eines der Beine, muss es immer eine einleitende Beingeste und ein Neuansetzen bzw. Aufsetzen des Fußes auf den Boden geben, bevor dann die Phase der Gewichtsübertragung folgt – auch dann, wenn der neue Platz des aktiven Beines dem alten Platz entspricht (also theoretisch keine einleitende Beingeste nötig für den Schritt wäre). Beispiel 17a zeigt eine solche Situation, da das linke Bein bereits am Platz war und wieder dort an den Platz gesetzt wird.
Soll nun diese einleitende Beingeste und das Neuansetzen bzw. Aufsetzen des Fußes nicht ausgeführt werden, d.h. es soll nur eine Gewichtsverlagerung geben auf das Bein, was eh schon auf dem Boden am richtigen Platz steht, wird diese Bewegung wie in Abbildung 4 und im Beispiel 17b mit der Verwendung der gewinkelten Klammer geschrieben. (Die Klammer „klammert“ also den Fuß bzw. das Bein am Boden fest und lässt nur eine Gewichtsverschiebung oder -verlagerung zu. Die Enden der Klammer weisen zu den Richtungszeichen hin, auf die sich die Klammer bezieht. Der untere Teil der Klammer steht neben der Ausgangsposition bzw. neben dem Ende der vorherigen Bewegung/Beinposition und der obere am Anfang der neuen Bewegung/neues Richtungszeichen). Hier in Beispiel 17b beginnt die Bewegung mit der Gewichtsverlagerung auf das linke Bein allein und dem Heben auf den Ballen.
Beispiel 18 zeigt die Ausgangsposition der IV. Position mit gebeugten Knien, das rechte Bein ist vorn, das linke Bein hinten. Die Bewegung beginnt mit der Gewichtsverlagerung nach vorn auf das rechte Bein allein und gleichzeitig das Heben auf den Ballen. Obwohl sich das rechte Bein schon in der Ausgangsposition in der Richtung vor befunden hatte, muss man bei der ersten Bewegung nochmals für das rechte Bein „vor“ schreiben, da sich die Schwerpunktlinie während der Gewichtsverlagerung weiter nach vorn verschiebt.
In Lektion V und ab Lektion VIII wird auf weitere Sachverhalte hingewiesen, in denen Klammern Verwendung finden.
Beispiel 19a, Dauer: zwei 2/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position mit gebeugten Knien
1. Takt, 1. Viertel: das linke Bein auf den Ballen erheben und gleichzeitig mit dem rechten Bein einen Schritt nach rechts-vor auf den Ballen in die VI. (Diagonal) Position, 3. Achtel: linkes Bein Schritt vor auf den Ballen, 4. Achtel: rechtes Bein Schritt mit Kniebeuge an den Platz neben das linke Bein,
2. Takt, 1. Viertel: rechtes Bein Kniestreckung und gleichzeitig linkes Bein Schritt nach links in die II. Position, 2. Viertel: Im linken Bein wird das Knie gebeugt, es bleibt in Bodenkontakt ohne dass es neu auf dem Boden aufgesetzt wird und gleichzeitig wird das rechte Bein mit Schritt an den Platz neben das linke Bein in die I. Position mit Kniebeuge gesetzt.
Positionsschreibweise
Die Bewegungsphasen 1, 4 und 5 im Beispiel 19a stellen Schritte aus Beinpositionen in andere Beinpositionen (beide Beine belastet) mit Höhengradwechsel dar.
Bei der geschlossenen Position wird für beide Beine „Platz“ geschrieben, bei offenen Beinpositionen werden immer die entgegengesetzten Richtungen (siehe auch Lektion I) für die beiden Beine geschrieben, also auch für das Bein, bei dem es keine Fortbewegung/Schrittbewegung sondern nur eine Höhengradveränderung gibt. Beim Erreichen der jeweiligen offenen Beinposition ist deutlich, dass die Schwerpunktlinie in der Mitte zwischen den beiden Füßen verläuft. Zur Kennzeichnung des Standbeines, das sich nicht wegbewegt, wird daher die Klammer an dieses geschrieben. Diese Schreibweise nennt man Positionsschreibweise. (Der Fokus liegt auf der Endposition.)
Bewegungsschreibweise
Beispiel 19b ist mit den Bewegungen in Beispiel 19a identisch. Jedoch wurde in 19b für die Standbeinbewegungen jeweils „Platz“ auch bei den offenen Positionen mit dem entsprechenden neuen Höhengrad geschrieben. Daher benötigt man in diesen Fällen keine zusätzliche Klammer, um die Bewegung zweifelsfrei zu kennzeichnen. Zu beachten ist hierbei, dass am Ende beim Erreichen der offenen Position die Schwerpunktlinie in der Mitte zwischen den beiden Füßen verlaufen soll obwohl für ein Bein Platz geschrieben steht. Diese Schreibweise nennt man Bewegungsschreibweise. (Der Fokus liegt auf der zur Position hinführenden Bewegung.) Wenn die Bewegung jedoch von einer offenen in eine geschlossene Beinposition übergeht, muss man das auch hier mit einer zusätzlichen Klammer kennzeichnen, um klar zu unterscheiden, welches Bein sich bewegt bzw. nicht bewegt. Bei der Bewegung von einem Bein in die I. Position braucht in keinem Fall eine Klammer geschrieben zu werden (Beispiele 16, 17a ,17b, 18 jeweilige Schlussbewegung).
Abbildung / Beispiele
Leseübungen
6. Schreibaufgaben (mit Umwertungen der Zeitdauer)
1. Schreibaufgabe
Dauer: ein 4/4 Takt, Ausgangsposition: I. Position
1. Viertel: Rechtes Bein Schritt rechts-rück auf den Ballen, zweites Viertel: linkes Bein Schritt rechts-vor mit Kniebeuge, 3. Viertel: rechtes Bein Schritt rechts-vor auf den Ballen, 4. Viertel: linkes Bein Schritt rechts-rück mit Kniebeuge.
2. Schreibaufgabe
Dauer: zwei 3/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, 1. Viertel: Rechtes Bein Schritt vor mit Kniebeuge, 2. Viertel: linkes Bein Schritt links auf den Ballen, 3. Viertel: rechtes Bein Schritt an den Platz neben das linke Bein auf den Ballen,
2. Takt, 1. Viertel: linkes Bein Schritt rück mit Kniebeuge, 2.Viertel: rechtes Bein Schritt rechts auf den Ballen, 3. Viertel: linkes Bein Schritt an den Platz neben das rechte auf den Ballen.
3. Schreibaufgabe
Dauer: zwei 4/4 Takte, Ausgangsposition I. Position mit Kniebeuge
1. Takt, 1. halbe Note: rechtes Bein Schritt rechts-vor über die Kniebeugung dann auf den Ballen, 3.Viertel: linkes Bein Schritt rechts-vor auf den Ballen, 4. Viertel: rechtes Bein Schritt rechts-vor auf den Ballen,
2. Takt, 1. halbe Note: linkes Bein Schritt links-rück über den Ballen dann in die Kniebeuge, 3. Viertel: rechtes Bein Schritt links-rück mit Kniebeuge, 4. Viertel: rechtes Bein strecken und linkes Bein an den Platz neben das rechte Bein in I. Position einschließen.
4. Schreibaufgabe
Dauer: zwei 2/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, 1. Triolenviertel: rechtes Bein Schritt links-vor mit Kniebeuge,3. Triolenachtel: linkes Bein Schritt links auf den Ballen, 2. Viertel: rechtes Bein Schritt links-vor mit Kniebeuge,
2. Takt, 1. Triolenachtel: linkes Bein Schritt nach links auf den Ballen, 2. Triolenachtel: rechtes Bein Schritt an den Platz neben das linke Bein auf den Ballen, 3. Triolenachtel: linkes Bein Schritt nach links auf den Ballen, Triolenviertel: mit rechtem Bein Schritt links-vor mit Kniebeuge, 6. Triolenachtel: linkes Bein Schritt nach links auf den Ballen.
5. Schreibaufgabe
Dauer: drei 2/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, 1. Achtel: rechtes Bein Schritt rechts-rück auf den Ballen, 2. Achtel: linkes Bein Schritt rechts-vor mit Kniebeuge, 3. Achtel: rechtes Bein Schritt rechts-rück auf den Ballen, 4. Achtel: linkes Bein Schritt rechts-vor mit Kniebeuge,
2. Takt, 1. Achtel: rechtes Bein Schritt links-rück auf den Ballen, 2. Achtel: linkes Bein Schritt nach links auf den Ballen, 2. Viertel: rechtes Bein Schritt links-vor mit Kniebeuge,
3. Takt, 1. Achtel: linkes Bein Schritt rechts-rück auf den Ballen, 2. Achtel: rechtes Bein Schritt nach rechts auf den Ballen, 2. Viertel: linkes Bein Schritt rechts-vor mit Kniebeuge.
6. Schreibaufgabe
Dauer: drei 2/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, 1. Achtel: rechtes Bein Schritt am Platz mit Kniebeuge, 2. und 3. Achtel: vier Schritte am Platz links begonnen über je 1/16, 4. Achtel: linkes Bein Schritt am Platz mit Kniebeuge,
2. Takt, 1. Viertel: rechtes Bein Schritt vor in die Kniebeuge, 2. Viertel: linkes Bein Schritt an den Platz neben das rechte Bein mit Kniebeuge,
3. Takt, 1. Achtel: rechtes Bein Schritt rechts in die Kniebeuge,2. Achtel: linkes Bein an den Platz neben das rechte in die I. Position schließen in die Kniebeuge, 2. Viertel: beide Beine strecken sich.
7. Schreibaufgabe
Dauer: ein 4/4 Takt, Ausgangsposition: II. Position in der Kniebeuge
1.Viertel: Gewichtsverlagerung auf das rechte Bein, dabei Knie strecken und heben auf den Ballen, 2. Viertel: auf rechtem Bein mit Kniebeuge absenken auf ganze Sohle, dabei linkes Bein an den Platz neben das rechte Bein in die I. Position schließen mit Kniebeuge, 3. Viertel: Gewichtsverlagerung auf das rechte Bein, dabei Knie strecken und heben auf den Ballen, 4. Viertel: auf rechtem Bein absenken auf ganze Sohle mit Kniebeuge, dabei linkes Bein Schritt nach links in die II. Position mit Kniebeuge setzen.
8. Schreibaufgabe
Dauer: drei 2/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position
1. Takt, 1. Achtel: auf beiden Beinen in die Kniebeuge, 2. Achtel: Gewichtsverlagerung auf das linke Bein mit Kniestrecken und erheben auf den Ballen, 3. Achtel: rechtes Bein Schritt vor auf den Ballen, 4. Achtel: linkes Bein Schritt vor auf den Ballen,
2. Takt, 1. Viertel: rechtes Bein Schritt rück in die Kniebeuge auf ganze Sohle, 3. Achtel: auf rechtem Bein heben auf den Ballen und Knie strecken, dabei linkes Bein Schritt neben das rechte Bein an den Platz in die I. Position auf den Ballen setzen, 4. Achtel: auf beiden Beinen absenken auf die ganze Sohle mit Kniebeuge,
3. Takt, 1. Achtel: rechtes Bein gestreckt Schritt am Platz auf den Ballen setzen, 2. Achtel: linkes Bein gestreckt Schritt nach links auf den Ballen setzen, 2. Viertel: auf dem linken Bein absenken auf ganze Sohle mit Kniebeuge und dabei das rechte Bein neben das linke Bein an den Platz in die I. Position schließen mit Kniebeuge.
9. Schreibaufgabe
Dauer: zwei 3/4 Takte, Ausgangsposition: I. Position, Knie gebeugt
1. Takt, halbe Note: rechtes Bein strecken Schritt vor auf den Ballen setzen, 5. Achtel: linkes Bein gestreckt Schritt nach links auf den Ballen setzen, 6. Achtel: rechtes Bein Schritt an den Platz neben das linke Bein auf den Ballen setzen,
2. Takt, 1. Viertel: auf dem rechten Bein Knie beugen und auf ganzer Sohle, dabei linkes Bein Schritt vor mit Kniebeuge auf ganzer Sohle in die IV. Position setzen, 3. Achtel: auf linkes Bein Gewichtsverlagerung mit Heben auf den Ballen und Kniestreckung, 4. Achtel: rechtes Bein gestreckt Schritt vor auf den Ballen, 3. Viertel: auf rechtem Bein absenken auf ganze Sohle mit Kniebeuge und dabei linkes Bein an den Platz neben das rechte Bein in die I. Position schließen mit Kniebeuge auf ganzer Sohle.